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Impuls zum 25. Februar 2024

Zum 2. Fastensonntag

Von Horst-Peter Rauguth, Mitglied im Geschäftsführenden Bundesvorstand

Lied 

https://www.youtube.com/watch?v=fdMRE6DFlqM

1) Gott wohnt in einem Lichte, dem keiner nahen kann.
Von seinem Angesichte trennt uns der Sünde Bann.
Unsterblich und gewaltig ist unser Gott allein,
will König tausendfaltig, Herr aller Herren sein.
 

2) Und doch bleibt er nicht ferne, ist jedem von uns nah.
Ob er gleich Mond und Sterne und Sonnen werden sah,
mag er dich doch nicht missen in der Geschöpfe Schar,
will stündlich von dir wissen und zählt dir Tag und Jahr.
 

3) Auch deines Hauptes Haare sind wohl von ihm gezählt.
Er bleibt der Wunderbare, dem kein Geringstes fehlt.
Den keine Meere fassen und keiner Berge Grat,
hat selbst sein Reich verlassen, ist dir als Mensch genaht.
 

4) Er macht die Völker bangen vor Welt- und Endgericht
und trägt nach dir Verlangen, lässt auch den Ärmsten nicht.
Aus seinem Glanz und Lichte tritt er in deine Nacht:
Und alles wird zunichte, was dir so bange macht.
 

5) Nun darfst du in ihm leben und bist nie mehr allein,
darfst in ihm atmen, weben und immer bei ihm sein.
Den keiner je gesehen noch künftig sehen kann,
will dir zur Seite gehen und führt dich himmelan.
 

Gottes Größe und die Kleinheit des Menschen, seine Unendlichkeit und seine Nähe, Gottes Licht und das Dunkel menschlicher Sünde: Dass Gott selber diese Gegensätze überwunden hat, ist das Thema, das Jochen Klepper hier in kunstvolle Verse fasst. Die Melodie stand im Genfer Psalter beim 130. Psalm, „Aus der Tiefe rufe ich zum Herrn“, der von ähnlichen Gedanken bestimmt ist. (Andreas Marti) 

Einleitung 

In der Fastenzeit gehen wir mit Jesus auf das Osterfest zu. Dies ist ein Weg, der uns durch den Tod hindurch zum unvergänglichen Leben führt. Am zweiten Fastensonntag nimmt uns Jesus mit auf den Berg der Verklärung, von dem aus sich der Sinn seines Lebens- und Leidensweges erschließt.
An ihn wenden wir uns am Beginn dieser Feier, ihn bitten wir:
 

Kyrie 

Herr Jesus Christus, dein göttlicher Glanz erhellt unser Leben.
Herr, erbarme dich.
Du bist Gottes geliebter Sohn, auf den wir hören sollen.
Christus, erbarme dich.
Du bist durch den Tod hindurch gegangen und von den Toten auferstanden.
Herr, erbarme dich.
 

Tagesgebet 

Gott.
Dein Wort bringt Licht und Freude in die Welt.
Es macht das Leben reich,
es stiftet Frieden und Versöhnung.
Gib, dass wir es nicht achtlos überhören.
Mach uns aufnahmebereit.
Bring dein Wort in uns zu hundertfältiger Frucht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Evangelium vom 2. Fastensonntag, Lesejahr B: Mk 9:2-10

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite

und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein.
Und er wurde vor ihren Augen verwandelt;
seine Kleider wurden strahlend weiß,
so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose,
und sie redeten mit Jesus.
Petrus sagte zu Jesus:
Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind.
Wir wollen drei Hütten bauen,
eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.
Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte;
denn sie waren vor Furcht ganz benommen.
Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie,
und aus der Wolke rief eine Stimme:
Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.
Als sie dann um sich blickten,
sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich außer Jesus.
Während sie den Berg hinabstiegen,
verbot er ihnen, irgend jemand zu erzählen, was sie gesehen hatten,
bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.
Dieses Wort beschäftigte sie, und sie fragten einander, was das sei:
von den Toten auferstehen.
 

Gedanken zum Evangelium 

Die Geschichte von der Verklärung Jesu ist das Gegenstück zur vorausgegangenen Leidensweissagung. Die ausgewählten Jünger, die sich zu Jesus als dem Christus bekannt haben, sollen wissen, welches der Weg Jesu und auch ihr eigener Weg sein wird. Jesus ist der Menschensohn, der leiden, sterben und auferstehen wird, und er ist der künftige Herr in der Herrlichkeit Gottes. Über seine Herrlichkeit belehrt Jesus die Jünger nicht durch Worte, die ja doch unverständlich bleiben müssten, sondern durch eine Erscheinung, die die Zukunft vorausnimmt, durch eine Offenbarung, in der durch Sehen und Hören die verborgene Würde Jesu enthüllt wird. Der Lichtglanz, in dem Jesus erscheint, ist in der Heiligen Schrift die Erscheinungsform himmlischer Wesen. Mose und Elija, die Männer, denen Israel seinen Glauben verdankt, hatten beide auch auf einem Berg ihre große Gottesbegegnung. Jetzt begegnen sie dem Herrn auf dem Berg Tabor, um ihn als den zu bezeugen, in dem das Gesetz und die Propheten sich erfüllen. Dann entschwinden sie; in Zukunft ist Jesus allein der, auf den die Jünger hören sollen. Wer will nicht, in solch lichten Momenten in seinem Leben, wo Geist, Seele und Leib in einer einmaligen Harmonie eins werden, einfach verbleiben? Wer will nicht solche Augenblicke einfach festhalten oder verlängern, am besten zum Dauerzustand erheben? Hier kommt etwas zusammen, was wir die ewige Sehnsucht des Menschen nach Glück, Sinn, Frieden, Ewigkeit nennen.

Die Jünger erlebten Glücksstunden oder Glaubenserfahrungen, die sie wohl entscheidend prägten und auch in den Zeiten der Verfolgung und Enge stärken sollten.

Ich denke, auch bei vielen von uns gab es wohl schon solche Momente und Zeiten, wo wir ganz nahe am Geheimnis Gottes sein durften; wo die vielen Fragen des Lebens und Leidens, der Sehnsüchte einmündeten in ein Schweigen.

Solche Zeiten und Momente wurden uns kostbar, weil in ihnen der Alltag aufbrechen konnte und der Blick in eine andere Wirklichkeit frei gegeben wurde. Diese andere Wirklichkeit kann erfüllt und schön, aber auch schmerzlich sein.

Solche Momente habe ich schon bei Sonnenaufgang oder Untergang erlebt. Auf dem Gipfel eines Berges, von dem man die Weite und Höhe der Erde und den Himmel wahrnehmen kann. Beim Blick auf das Meer und den blauen Horizont. Aber auch schöne tiefe Erlebnisse mit anderen Menschen, die Geburt unserer Kinder, den Abschied am Sterbebett der Eltern waren solche Momente. Auch in der Friedensarbeit gibt es solche Momente. Ich erinnere mich noch heute an eine Delegiertenversammlung auf der Burg Ehrenbreitstein, wo wir um Positionen gegen Rüstung und Atomwaffen und für die Gewaltfreiheit gerungen haben und auch eine Position verabschiedet haben, die damals innerhalb der Kirche auf große Widerstände stieß. Am Ende der Versammlung fassten wir uns spontan bei den Händen und sangen das Lied „Wenn einer alleine träumt, ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, so ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit.“ (Helder Camara).      

Solche Momente des Lichtes können sich tief in unsere Lebensgeschichte einprägen. Gerade in Zeiten der Ungewissheit, des Zweifels und des Leidens, werden nicht Lehrsätze oder Dogmen tragfähig und entscheidend; dann zählen „Erfahrungen“, die ich als Glaubender machen durfte. Solche Erfahrungen können wir nicht hervorzaubern oder planen; sie werden uns geschenkt. Was es aber braucht, sind immer auch Orte und Gelegenheiten, die solche Erfahrungen oftmals ermöglichen und fördern.  In der Fastenzeit sind wir eingeladen, den Weg mit Jesus, der auch den Kreuzweg beinhaltet, zu betrachten. Der Kontrast könnte nicht größer sein: hier das Licht, das aus dem verklärten Jesus strahlt, dass die Jünger „Sternstunden“ erleben lässt; dort die Finsternis und Abgründigkeit, die zum Kreuz führt. 

Lied 

„Wenn einer alleine träumt, ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, so ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit.“

https://www.youtube.com/watch?v=nNXxS5KrUX0

Dieser Ausspruch stammt von Helder Camara (1909-1999), einem Bischof aus Brasilien. Er war fromm, ein sehr spiritueller Mensch, der viel von der Ewigkeit geredet hat. Aber diese Ewigkeit meinte er immer wieder in dieser Welt zu spüren, das war für ihn der Beginn der neuen Wirklichkeit. Für diese Wirklichkeit setzt er sich mit viel Tatkraft und Organisationstalent ein. Er hilft Arbeiterinnen, sich zu organisieren, gründet Kampagnen für Bewohner von Elendsvierteln, richtet eine Bank ein und engagiert sich für eine groß angelegte Volksbildungsbewegung. Nach der Ermordung seines Sekretärs prangert er mutig Folter und Unterdrückung durch die brasilianische Militärdiktatur an und bekommt dafür ein öffentliches Redeverbot. Man nennt ihn den „roten Bischof“ und wirft ihm immer wieder vor, Sozialist zu sein. Seine Antwort darauf: „Mein Sozialismus heißt Gerechtigkeit.“

Träumen ist wichtig - Träume zu haben auch. Noch wichtiger ist es vielleicht, einige Träume zu teilen um sie gemeinsam zu träumen. Je mehr Menschen einen Traum teilen, umso mehr Menschen werden diesen Traum verfolgen und versuchen ihn zu verwirklichen. Wenn alle einen gemeinsamen Traum haben, was stünde seiner Verwirklichungen noch im Wege?
Die Menschheit hat große Träume: Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit; um nur einige zu nennen. Diese Träume gibt es schon sehr lange, manche seit dem Beginn der menschlichen Zivilisation. Viele davon scheinen unerfüllt und unerreichbar. Das darf uns aber nicht davon abbringen, diese Träume weiterhin zu träumen, sonst können sie nie wahr werden. Es mag manchmal sinnlos erscheinen und frustrierend sein seinen Träumen zu folgen, aufgeben dürfen wir deswegen trotzdem nicht. Ich denke, dass jemand, der seine Träume aufgibt, sich selbst aufgibt.
 

Schlussgebet 

Herr, Jesus Christus,
du hast die Jünger auf den Berg der Verklärung geführt,
damit sie die ganze Weite des Glaubens erkennen konnten.
Du hast ihnen gezeigt, wie strahlend das aus dir hervorleuchtet,
was du an Gottesliebe zu verkündigen hast
und ihnen auch den Blick auf die Vorbilder der vergangenen Zeit vor Augen geführt.
Wir haben dir in dieser Welt viele „Hütten“ gebaut – wir und unsere Vorfahren.
Hilf uns, dass unsere Kirchen sich füllen mit Glaubenskraft und Stärke,
damit sie den Menschen ein wahrer Ort der Gottesbegegnung werden können.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn. – Amen. 

Beatrix Senft (2021)